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Keratina und ihr langes Haar

Der graue November ist wie gemacht für Märchen. Wir haben uns auf die Suche nach den beliebtesten Märchen gemacht und sie für euch modernisiert. Entstanden ist eine Reihe von Märchen der heutigen Zeit. Den Anfang macht heute das Rapunzel oder: Keratina und ihr langes Haar.

Es war einmal ein junges Influencer Paar. Sie lebten glücklich und zufrieden in einem Loft und teilten ihr Leben mit der ganzen Welt. Die Like-Herzen flogen ihnen nur so zu. Eines Tages wurde sie schwanger. Eine grosse Baby Shower wurde organisiert. Auf einem Instagram Video sah man sie einen weissen Ballon zerplatzen. Rosa Konfetti flogen durch die Luft. Eigentlich hätte sie glücklicher nicht sein können. Doch leider hatte sie seit der Schwangerschaft mit extrem trockenem Haar zu kämpfen. Sie probierte alle möglichen Spülungen aus – nichts half.

Die schwangere Influencerin, Quelle: Pexels

Das neue Wundermittel

Eines Tages entdeckte sie in einem Video einer bekannten Youtuberin eine neue Haarbehandlungs-Methode. Keratin hiess das Wundermittel. Es wird auf die Haare aufgetragen und die Haare werden anschliessend geglättet. Dies wollte die Influencerin unbedingt ausprobieren. Doch die Behandlung mit Keratin war sehr teuer.
Also begann sie zu recherchieren. Sie stalkte Frau La Rocha, die Chefin der grössten Keratin-Fabrik des Landes. Dank Google Maps fand sie heraus, dass Frau La Rocha in einer Villa im Nachbardorf wohnte. Bestimmt hatte sie einen kleinen Vorrat von Keratin bei sich zu Hause? «Ich muss dieses Mittel unbedingt haben!» dachte die Influencerin. «Aber wozu bezahlen, wenn man(n) es sich einfach holen kann?» Und so redete sie so lange auf ihren Mann ein, bis dieser einwilligte, in die Villa von Frau La Rocha einzubrechen.

Einbruch mit Folgen

In einer besonders dunklen Nacht kletterte er über die Mauer in den Garten der Villa. Und er hatte Glück. Eines der Kellerfenster war nur gekippt. Geschickt öffnete er das Fenster und zwängte sich hindurch. Und siehe da: Im Keller stapelten sich hunderte von Keratin Flaschen. Er packte so viele in seine Taschen wie er konnte. Doch mit seinen vollen Taschen passte er nicht mehr durchs Kellerfenster. Deshalb versuchte er die Kellertüre zum Garten zu öffnen. Doch das war ein grosser Fehler. Laut schrillte ihm ein Alarm in die Ohren. Alle Fenster wurden automatisch verriegelt und keine Minute später stand ein Wachmann und Frau La Rocha persönlich vor ihm.
Schnell erklärte er seine Tat, es sei doch nur für seine schwangere Frau! Frau La Rocha, die sich schon lange ein Kind wünschte, sah ihre grosse Chance: «Gut. Ich adoptiere euer Kind, dafür verzichte ich auf eine Anzeige.» Eingeschüchtert willigte er ein.

Frau La Rochas Villa, Quelle: Pexels

Es ist ein Mädchen!

Seine Frau war zuerst sehr wütend. Doch das viele Keratin glättete nicht nur ihre Haare sondern beruhigte auch ihr Gemüt. Am Ende freute sie sich sogar, dass sie sich weiterhin auf ihre Arbeit konzentrieren konnte.
Das Baby wurde geboren, Frau La Rocha adoptierte das Mädchen und nannte sie «Keratina». Bald merkte sie jedoch, dass so ein Kind ganz schön viel Dreck und Lärm verursacht. Doch Keratinas lange goldenen Haare erfreuten Frau La Rocha jeden Tag aufs Neue. Die Keratin-Behandlung der Mutter scheint sich auch auf Keratina übertragen zu haben.

Ein Tiny House muss her

Als Keratina anfing, Jungs mit nach Hause zu bringen, reichte es Frau La Rocha. In einem verlassenen Industriegebiet ihrer Firma baute sie für ihre Adoptiv-Tochter ein luxuriöses Tiny House auf einem hohen Turm.
Keratina verbrachte ihre Zeit im Tiny House vor allem im Internet. Sie startete einen Haarpflege- Blog und sang lauthals bei «The Voice» mit. Da ihre Haare mittlerweile extrem lang waren, liess sie sie in einem langen Zopf aus dem Fenster hängen. Ihre Adoptiv-Mutter schaute jeden Tag zum Tiny House hoch, sah die Haare und erfreute sich an deren Pracht.

Diese Produkte benutzt Keratina für ihre Haarpflege, Quelle: dolgachov, envatoelements

Die Stimme machts

An einem schönen Tag, Keratina sang gerade ihr Lieblingslied, fuhr ein TV-Agent in seinem Tesla an dem verlassenen Industriegebiet vorbei. Durch das offene Fenster hörte er die liebliche Stimme von Keratina. Ganz verzaubert hielt er an und hörte ihr zu. Er stieg aus und rief zu ihr hinauf «He! Du da oben! Lass mal deine langen Haare herunter!».
Überrascht, dass jemand sie besuchen wollte, wickelte Keratina ihre Haare um den Fensterhaken und liess sie herunter. Tatsächlich waren die Haare so lange, dass der TV-Agent daran hinauf klettern konnte.

Ein grosser Plan

Begeistert von ihrer Stimme, versprach er ihr eine grosse Karriere im Fernsehen. «Aber meine Adoptiv-Mutter!» gab Keratina zu bedenken. «Sie schaut sich jeden Tag von unten meine Haare an. Wenn sie nicht mehr da sind, wird sie mich bestimmt suchen lassen.» Doch der TV-Agent hatte dafür eine Lösung: «Dann schneiden wir deine Haare einfach ab und lassen sie hier.»
Und genau das taten sie. Sie befestigten die abgeschnittenen Haare oben und kletterten daran herunter. Keratina bewarb sich bei «The Voice» und rockte die Musik-Welt mit ihrem Pixie-Cut.

Keratina aka Kerapunzel mit ihrer neuen Frisur, Quelle: LightFieldStudios, envatoelements

Epilog

Frau La Rocha sass in ihrer Villa und schaute «The Voice». Besonders die Kandidatin Kerapunzel hat es ihr angetan. Bloss die kurzen Haare gefielen Frau La Rocha nicht. «Zum Glück hat meine Keratina so schöne lange Haare!» Und wenn sie nicht gestorben ist, so fährt Frau La Rocha noch heute täglich am Tiny House vorbei und erfreut sich an den langen Haaren ihrer Adoptivtochter.

Sara Zollinger, 24.11.21