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Wie funktioniert die kuriose Bahnhofsuhr?

Bildquelle: saiten.ch

Blau leuchtende Kreise, Kreuze und Quadrate begrüssen täglich unzählige Pendler:innen am Bahnhof St.Gallen. Und das seit sechs Jahren. Dennoch verstehen sie viele nicht. Die binäre Bahnhofsuhr funktioniert nämlich nicht wie das Dezimalsystem mit den Ziffern von null bis neun. Nein – sie basiert auf dem Dualsystem, der Sprache des Computers. Wir helfen euch, endlich Licht in’s Dunkle zu bringen, damit ihr beim nächsten Besuch nicht nur Bahnhof versteht.

Jeden Tag kreuzen viele Pendler:innen den Bahnhofsplatz mit der ominösen Uhr. Doch wie sie funktioniert, weiss kaum jemand.

Quelle: toxic.fm

Wie lest ihr die Uhr?

Um das Dualsystem der Bahnhofsuhr zu verstehen, gibt es eigens dafür eine Internetseite oder nützliche Apps, wie beispielsweise der Binärrechner. Um selbst zu rechnen, beachtet Folgendes: Die Kreise in der obersten Reihe stehen für die Stunden, die Kreuze in der Mitte für die Minuten und zuunterst zeigen die Quadrate die Sekunden an. Des Weiteren ist die Uhr von rechts nach links zu lesen. Und zwar gemäss dem Dualsystem: Leuchtend bedeutet 1, nicht leuchtend eine 0. Die leuchtenden Felder stehen von rechts nach links für die Zahlen 1, 2, 4, 8, 16, 32. Wenn mehrere Felder leuchten, werden diese addiert.

 OOOOOStunden
XXXXXXMinuten
Sekunden
       
32168421Zahlenwert
Dualsystem der Bahnhofsuhr St.Gallen

Also zum Beispiel…

Bildquelle: Wikipedia

Bei diesem Beispiel leuchten bei den Kreisen (den Stunden) der erste und der vierte Kreis von rechts, das bedeutet 1+8=9 Stunden. Bei den Kreuzen (den Minuten) leuchten das erste, vierte und fünfte Kreuz von rechts, das bedeutet 1+8+16=25 Minuten. Zuunterst bei den Quadraten (den Sekunden) leuchten das zweite, dritte, vierte und sechste Quadrat von rechts, also 2+4+8+32=46 Sekunden. Die Uhr zeigt also 9:25:46 an. Bis zur Zahl 31 könnt ihr auch mit der Hand abzählen.

Anleitung: Mit den Fingern binär zählen

Das einmalige Projekt der St.Galler Bahnhofsuhr

325’000 Franken kostete das Projekt des St. Gallischen Künstlers Norbert Möslang. Was veranlasste ihn, diese Uhr zu entwerfen? Gegenüber FM1 Today erklärte er: «Über 100 Jahre lang gab es innerhalb der Stadt St.Gallen rund zehn Kalender-Tage Unterschied, weil man in verschiedenen Stadtteilen zwei unterschiedliche Kalender hatte, da passt doch ein Konzept der Zeitmessung, dass etwas anders ist, nicht?» Möslangs Arbeit wurde gar mit einem Anerkennungspreis von 20’000 Franken «als einen der wichtigsten Schweizer Protagonisten auf dem Feld der experimentellen, elektronischen Künste» gekürt.

Die Uhr, die viral ging

Nicht nur schweizweit genoss das St.Galler Wahrzeichen grosse Bekanntheit. Letztes Jahr ging sie über die Landesgrenze viral: Das Video des Tik-Tokers «Santoydr» erzielte über Millionen Klicks. Über 2’500 mal wurde es kommentiert, unter anderem auch von ZDF. Viele Kommentare spekulieren über die Zeit, andere punkten mit gutem Humor. Sogar Pro Sieben berichtete über die faszinierende Bahnhofsuhr.

@santoydr

Einstein könnte diese Uhr nicht lesen 🤷‍♂️ #fy #fyp #viral

♬ Santo x Parkdeck – SANTO

Jasmine Osterwalder, 27.05.2024