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Stummer Hilferuf kursiert im Internet

Ein spezielles Handzeichen soll unauffällig auf Gewalt im eigenen Haushalt aufmerksam machen. Durch die versteckte Botschaft kann so Hilfe durch Drittpersonen gewährleistet werden. Das Frauenhaus St. Gallen ist vom neuen Zeichen begeistert. 

Seit mehreren Wochen kursieren Videos von einem speziellen Handzeichen durch die Sozialen Medien. In drei Schritten wird eine Faust gemacht. Dies soll als stummer Hilferuf bei häuslicher Gewalt gelten. Ursprünglich kommt die Idee aus Kanada. In der Schweiz ist das Zeichen jedoch noch wenig bekannt. Dies bestätigt Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, Hanspeter Krüsi: «Bis jetzt sind noch keine Fälle bekannt, bei denen das Zeichen zum Einsatz kam.»

Stummer Hilfeschrei als letzter Ausweg 

Der Verein Stop Femizide zählt im Jahr 2021 schweizweit bereits zehn Femizide (Femizide: Morde an Frauen durch ihre Lebenspartner). Im Jahr 2020 waren es insgesamt 16 Femizide. «Vor allem jetzt, mitten in der Corona-Pandemie ist es für viele betroffene schwierig, sich Hilfe von aussen zu holen. Viele Betroffene sind noch mehr zu Hause isoliert», weiss Silvia Vetsch, Leiterin vom Frauenhaus St. Gallen. Sie findet das Handzeichen gut und wichtig: «Mit dem lautlosen Zeichen fällt Hilfe holen leichter, ob bei einem Videoanruf mit einer bekannten Person oder beim Einkaufen

Handzeichen bei häuslicher Gewalt (Bildquelle: toxic.fm)

So bekannt wie die Corona-Plakate 

«Das neue Zeichen nützt aber nicht viel, wenn der grossteil der Bevölkerung nichts davon weiss und nicht korrekt darauf reagieren kann», erklärt Silvia Vetsch. Sie wünscht sich eine Kampagne, die vom Bund lanciert wird: «Das Zeichen müsste über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt gemacht werden. Im Stil der Corona-Plakate, die kennt ja mittlerweile auch jeder.»

Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen ist auch dieser Meinung: «Das Zeichen ist ein gutes Hilfsmittel zur Alarmierung. Die Aufklärung dazu ist aber notwendig» 

Opfer wissen sich zu helfen  

Dass durch eine grosse Kampagne auch die Täter*innen das Handzeichen kennen, stehe ausser Frage. Silvia Vetsch vom Frauenhaus hat dazu aber keine Bedenken: «Die Opfer wissen sich zu helfen. Das Handzeichen kann man auch versteckt gut ausführen. Aber es hilft halt nur, wenn das Gegenüber auch weiss, was das Zeichen bedeutet.»

Schnelles Reagieren ist wichtig 

Sollte man einer Person begegnen, die das Handzeichen macht, ist schnelle Reaktion gefragt. Silvia Vetsch empfiehlt bei passender Gelegenheit, das Gespräch mit dem Opfer zu suchen und im Notfall die Polizei zu informieren.  

 

Bist auch du von häuslicher Gewalt betroffen? Die Opferhilfe St. Gallen steht dir zur Seite. 

 

Armena Küchler, 24.03.2021