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Petition will St. Galler Kinderfest retten

Eine bald 200 Jahre alte Tradition wird nächstes Jahr unterbrochen. Am 16. Juni 2020 wurde von der Stadtregierung entschieden, dass 2021 kein St. Galler Kinderfest stattfinden wird. Nur Stunden danach wurde bereits eine Online-Petition ins Leben gerufen.

«Das Kinderfest ist ein Bestandteil der St.Galler Identität. Wir lassen uns wegen Corona nicht unsere Identität nehmen. Viele der St.Galler Kinder freuen sich Jahre im Voraus aufs Kinderfest und erinnern sich das Leben lang an die schönen Erfahrungen», so Manuela Ronzani und Michael Bernasconi, Initiatoren der Petition «Rettet das St. Galler Kinderfest».

«Nicht auf dem Rücken der Kinder»

Die Reaktionen zu diesem Entscheid sind sehr emotional. Viele der befragten St. Gallerinnen und St. Galler haben schöne Erinnerungen und Anekdoten von vergangenen Kinderfesten und finden diese Absage kam zu früh. Auch an den Schulen herrscht Ernüchterung. «Ich persönlich bedauere es sehr und meine Kollegen auch», so Oskar Sturzenegger, Schulleiter der Primarschule Riethüsli, «aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben». Manuela Ronzani findet da bereits klarere Worte. «Ich finde Sparen ist gut, aber nicht auf dem Rücken der Kinder», so die SVP-Politikerin.

Finanzielle Einbussen für lokales Gewerbe

Hinter dem Kinderfest steht aber nicht nur eine lange Tradition. In der Petition geht es auch um das lokale Gewerbe. Denn das Fest sorgt alle drei Jahre auch für einen guten Umsatz in St. Gallen. Bars und Restaurants können vor und während des Umzuges Erfrischungen verkaufen, Metzgereien und Bäckereien sorgen für die Verpflegung auf dem Gelände und das Fest ist auch ein riesiger Touristenmagnet. So profitieren auch die restlichen Geschäfte in der Stadt.

Absage wegen Sparprogramm

Wegen der Coronakrise wird die Stadt St. Gallen dieses Jahr ein grosses Minus in ihren Kassen haben. Um diesem Defizit entgegen zu wirken, wurde für das Budget vom Jahr 2021 das Sparprogramm «Fokus25» vorgestellt. Darin werden verschiedene Massnahmen zum Kostensparen definiert. So zum Beispiel auch die Absage des St. Galler Kinderfestes. So könnten Ausgaben von 1.42 Millionen Franken eingespart werden.

Ungewisse Zukunft dank Corona

Aber nicht nur die Sparmassnahmen sind der Grund für diese Absage. «Wir sind nach wie vor in einer sehr anspruchsvollen und unsicheren Lage mit der Pandemie. Die Zukunft von Grossveranstaltungen wie dem Kinderfest sind noch nicht geklärt. Die Organisation für solch ein Fest ist zeitaufwendig und der Stadtrat will die Schulen nicht ins Ungewisse schicken», so Stadtratsmitglied Markus Buschor. Aktuell bleibt den St. Gallerinnen und St. Galler nur die Vorfreude auf das Jubiläums Kinderfest im Jahr 2024.

So sah es am Kinderfest 2018 aus, als COVID-19 noch nicht existiert hat.

Sandro Widrig, 17.06.2020