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«Man muss den Flüchtlingen nur eine Arbeit geben»

Bereits zum 22. Mal verleiht der «Beobachter» den Prix Courage. Einer der Nominierten ist der Thurgauer und Landwirt Markus Ramser. Er bietet den eritreischen Flüchtlingen eine Arbeit auf seinem Hof.

Der 68-jährige Markus Ramser ist einer der fünf Nominierten für den «Beobachter Prix Courage». Dem Gewinner winken 15 000 Franken Preisgeld. «Darüber mache ich mir noch gar keine Gedanken», sagt Ramser zum möglichen Gewinn. Dem Landwirt aus Illhart TG ist die Sache der Integration der eritreischen Flüchtlingen wichtiger. Dafür setzt er sich seit fast zwei Jahren ein. Er war auch überrascht, als sich der Beobachter bei ihm meldete, um ihn als Kandidaten vorzuschlagen. «Ich gewichte meine Initiative nicht so hoch und sehe alles eher gelassen, aber es ist eine sehr, sehr grosse Ehre», freut sich Ramser über die Nomination. Die Redaktion des Beobachters wurde auf den Landwirt durch ein Dokumentations-Film über sein Engagement vom SRF aufmerksam.

Den Steuerzahler entlasten

Für ein Integrationsprojekt suchte der Bund und Bauerverband Teilnehmer. «Ich habe bereits Lernende ausgebildet, daher liegt es mir, mein Wissen weiter zu geben», sagt Ramser. Ausserdem möchte der Landwirt, dass seine Schützlinge schnell auf eigenen Beinen stehen und nicht mehr auf der Tasche des Steuerzahlers liegen. «Dafür braucht es nicht viel, man muss ihnen nur eine Arbeit geben, denn der Wille ihrerseits ist da. Dass sie nicht wollen, stimmt nicht und ist hier fehl am Platz», sagt Ramser etwas verärgert über die Einstellung mancher Leute.

Freude an der Arbeit

Der Wille zeigt sich in der täglichen Arbeit: «Sie reissen einem fasst die Arbeit aus den Händen», erzählt er. Die Einführung an die Maschinen war nebst der Sprachbarriere die grösste Herausforderung, aber sei auch das Wichtigste um Schäden an Mensch und Maschine zu vermeiden. Die Eritreer hätten auch Freude an der Arbeit, so Ramser: «Deshalb ist es schade, dass sie immer wieder an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden.»

Sture Gemeinde

Es war bei weitem nicht alles so einfach wie es klingt – denn die Gemeinde legte Steine in den Weg. «Es war ein grosser Papierkrieg und es dauerte eine Weile bis die Gemeinde den Knopf öffnete», ärgert er sich immer noch über das System. Von seinem Umfeld erhielt er nicht viele Reaktionen, aber heftige. Wie ein anonymer Brief, in dem stand, dass die Asylanten die Ramsers umbringen würden. «Solche Kommentare nehme ich schon gar nicht ernst und machen mir keine Angst», erläutert der 68-Jährige.

Sprachen gelernt

Seine Schützlinge kamen mit vielen Anliegen zu ihm. Beispielsweise mit sämtlichen Papieren vom Migrationsamt. «Die deutsche Sprache war dabei das grösste Problem. Sie kamen auch mit einem sehr gebrochenen Deutsch zu mir», sagt Ramser zu den Anfängen. Er hat sich sogar ein deutsch-tigrinisches Wörterbuch besorgt, wenn er mit Händen und Füssen bei einer Erklärung auch nicht weiterkommt. «Mittlerweile kenne ich auch ein paar wenige Wörter ihrer Sprache», sagt der Landwirt etwas amüsiert.

Das Publikum ist gefragt

Wer den Preis erhält, entscheiden je zur Hälfte das Publikum und die Jury, die unter der Leitung der Aargauer Alt-Regierungsrätin Susanne Hochuli steht. Die Preisträger werden am 1. November in feierlichem Rahmen in Zürich geehrt.

Andrea Vieira

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