Er ist einer der interessantesten Künstler in der elektronischen Musik und beschenkt uns nun endlich mit seinem zweiten Longplayer «In Waves» . Die Rede ist von Jamie xx. Anfang der 2000er schlug er als Teil der Indiepop-Formation The xx hohe Wellen (zusammen mit der nicht minder großartigen Romy, die ebenfalls auf dem neuen Album vertreten ist), mittlerweile reißt er solo die Dancefloors ein. Auf ein neues Album des Underground-Maestros mussten wir allerdings ziemlich lange warten: Seit seinem Debüt «In Colour» sind mittlerweile ganze neun Jahre ins Land gezogen. Jamie xx hat in der Zwischenzeit jedoch keineswegs die Füße hochgelegt. Zwischen dem Produzieren für Megastars wie Frank Ocean, Miley Cyrus oder Tyler, the Creator und dem ständigen Touren blieb schlichtweg kaum Zeit übrig. Hinzu kam eine Schaffenskrise, in der sich Jamie xx fragte, ob seine Musik überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat. Glücklicherweise scheint diese Phase nun überwunden zu sein.
«In Waves» ist nämlich ein schallendes „Ja!“ auf die Frage, ob Jamie xx überhaupt noch Songs schreiben sollte. Einmal mehr nimmt er den Minimalismus, der schon den Sound von The xx ausmachte, und bringt ihn auf den Dancefloor. Dass er stark von der britischen Clubkultur beeinflusst ist, hört man auch auf der neuen Platte in jedem Track. So vermengt er gekonnt UK Garage, House, Techno, Dubstep und Electronica zu seinem typischen Jamie xx-Klangbild. Zudem stellt er sein Talent als Songwriter und Soundengineer eindrucksvoll unter Beweis. Denn auch wenn Jamie xx im elektronischen Underground einen Kultstatus genießt, sind seine Tracks keineswegs schwer zugänglich oder sperrig. So schafft er perfekt den Spagat zwischen experimentell und massentauglich, ohne dabei gekünstelt zu wirken.
Daher ist «In Waves» ein klarer Anwärter für das Album des Jahres – und schafft es hoffentlich, bei Jamie xx die Selbstzweifel endgültig auszuradieren.