Nach 42 Jahren umgeben von Hund, Katze und Maus ist nun Feierabend für Tierheimleiter Heinz Staub. Er gibt sein Lebenswerk, das Tierheim Sitterhöfli, nun in neue Hände. Nach über vier Jahrzehnten hat nicht nur er das Tierheim geprägt, sondern auch das Tierheim ihn.
Gestartet hat der gelernte Chemiker seine Tierheimlaufbahn am 1. Oktober 1978. Zu der Zeit gab es nur das Wohnhaus mit angeschlossenem Hundeheim. Heute umfasst das Areal ein Katzenheim, ein Ökonomiegebäude, eine Hundehalle mit Kranken- und Quarantänestationen sowie eine Kleintierabteilung. Rund 55 Hunde könnte das Tierheim Sitterhöfli gleichzeitig betreuen. So viel Platz zu haben, kam ihnen schon sehr zugute. 2005 gab es einen Fall, bei dem er 50 Katzen auf einmal aufnehmen musste. Bei einer Wohnungsräumung fand die Polizei die Tiere und gab sie im Tierheim Sitterhöfli ab. «Das war eine der eindrücklichsten Geschichten, die ich erlebt habe», erinnert sich Heinz Staub.
Schweinischer Besuch
Die skurrilste Geschichte war allerdings eine andere. Einmal hatten sie ein sogenanntes «Minipig» bei sich in der Tierpension als Feriengast. Wie ein Hund habe es sich verhalten und deshalb habe das Säulein auch bei den Hunden gelebt. Für den Tierheimleiter ein Highlight: «Das war das skurrilste und auch das lässigste Tier, dass wir bei uns hatten». Allerdings gibt es nicht nur schöne Momente.
«Finanziell ist es für uns ein Desasterjahr»
Für ungefähr 200 Tiere suchen Heinz Staub und seine Mitarbeiter jedes Jahr ein neues Zuhause. Viele ihrer Tiere, die sie betreuen, sind allerdings auch nur in den Ferien bei ihnen. Wegen der Coronapandemie fielen ihre Feriengäste jedoch dieses Jahr aus. Die Leute sind selber nicht weggegangen und brauchten somit auch keine Unterkunft für ihre Tiere. «Wir hatten weniger als die Hälfte Ferientiere wie die Jahre zuvor und wir leben eigentlich von den Ferientieren», so Heinz Staub. Auch Spenden bekommt das Tierheim Sitterhöfli, allerdings können diese die Verluste wahrscheinlich nicht kompensieren.
Ein lachendes und weinendes Auge
Nach so langer Zeit und viel Engagement tritt Heinz Staub mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits freue er sich darauf, die Verantwortung abgeben zu können, andererseits bedeutet der Verkauf vom Grundstück auch, dass er und seine Frau umziehen müssen. Zum Anwesen gehört das Wohnhaus auch dazu und wer das Tierheim übernehme, solle auch dort wohnen können. Bis die Umzugskartons aber gepackt werden müssen, ist allerdings noch etwas Zeit. Zuerst müsse jemand gefunden werden, der das Grundstück kaufen wolle. Für so viele Tiere hat er ein liebevolles Zuhause gefunden, jetzt muss er nach 42 Jahren ein Neues für sich und seine Frau suchen.