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Eine Hand wäscht die andere, doch Seife macht sie sauber

Der 15. Oktober ist der internationale Tag des Händewaschens. Der heimliche Star ist dabei die Seife. Gerade während Corona liegt beim Händewaschen das Verwenden von Seife auf der Hand. Aber warum? Wie funktioniert Seife und ist Flüssigseife hygienischer?  

Seit über 500 Jahren gilt in Deutschland das Reinheitsgebot. Für Bier. Die Reinheitsgebote für den Menschen haben sich im Laufe der Zeit jedoch stark verändert. Während die alten Römer einer regelrechten Waschkultur frönten, wuschen sich die Europäer im Mittelalter für beinahe 200 Jahre praktisch gar nicht. Puder und Parfüm mussten Überstunden schieben, da die Menschen glaubten Wasser würde den Körper gegenüber Krankheiten wie der Pest öffnen. Nur langsam und mit Hilfe des Seifenfans Ludwig dem XIV. vollführten die Europäer hygienisch eine Kehrtwende.

Des Pudels Kernseife: Wie Seife funktioniert

Seife sorgt dafür, dass sich Flüssigkeiten vermischen können, die sich unter normalen Umständen abstossen würden. Schmutz und Fett wird vom fettliebenden Teil der Seifenmoleküle umhüllt, während der wasserliebende Teil dabei hilft, dass sich die Schmutzpartikel gut ins Wasser lösen.

Quelle: Roland.chem. CC0

Simpel ausgedrückt: Seife umzingelt den Schmutz, klammert sich an ihn und möchte danach komplett von Wasser umhüllt werden, wodurch sich die Schmutzpartikel im Wasserstrom besonders leicht von den Händen lösen. Das gleiche passiert mit Bakterien und Co. – die Krankheitserreger werden schlicht weggespült. Seife greift auch die Hülle von Viren an. Da diese aus Fett besteht, ist nach dreissig Sekunden Händewaschen die Hülle vernichtet und das Virus dadurch nicht mehr überlebensfähig.

Benetzung – Nicht nur im Sommer willkommen

Seife verringert durch ihre Eigenschaft als Tensid aber auch die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit. Je kleiner die Oberflächenspannung, desto besser kann das Wasser in alle mikroskopisch kleinen Ecken und Winkeln vordringen. Die Benetzbarkeit, sprich wie gut Wasser eine Oberfläche nass machen kann, wird erhöht. Und bei all dem macht es keinen Unterschied, ob es sich dabei um ein festes Seifenstück oder Flüssigseife handelt: Beide reinigen gleich gut.

Seifenblock oder Big Spender?

Ob fest oder flüssig, was Seife anbelangt, gehen die Meinungen weit auseinander. Zwar ist der Seifenblock günstiger und dank weniger Verpackung umweltverträglicher. Doch Flüssigseife hat noch immer den Ruf hygienischer zu sein. Schliesslich nehmen das Seifenstück immer alle in die Hand. Bleiben darauf also nicht Krankheitserreger zurück? Das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg gibt Entwarnung: Ein Seifenblock ist im Privathaushalt gleich hygienisch wie Flüssigseife aus dem Spender. Im Gegenteil, während Keime auf der feuchten Oberfläche des Seifenstücks nicht lange überleben, können sie sich auf dem Pumpmechanismus ansammeln. Doch auch das ist kein Problem, wenn man anschliessend die Hände gründlich und für mindestens 30 Sekunden wäscht. Was Seife angeht, gilt nur eines: Hauptsache man hat seine Hände im Spiel.

 

Wer von Seife noch immer nicht genug hat, wird im Seifenmuseum St.Gallen seinen Wissensdurst stillen können. Dort gibt es über 10’000 Seifen zu bestaunen, sowie Workshops, bei denen man ein eigenes Seifenstück herstellt.

Jan Rutishauser, 15.10.2021