Es war ein Knall, welcher sich in der Nacht auf den 19. April im Fussballgeschäft ereignet hat. Zwölf der mächtigsten Fussballklubs Europas wollen nebst dem Ligabetrieb einen neuen Wettbewerb gründen, der so bald als möglich starten soll. Die Fans reagieren mit Protesten und viele Fussballlegenden geben ein Statement ab. Die Meinungen sind klar und der Fussballgott weint. Die grossen Vereine aus Spanien, Italien und England stellen sich mit der Gründung ins Abseits. Ein Kommentar von Sven Stadelmann
Wie schön waren die Champions League Abende der Lieblingsmannschaft gegen Grössen wie Barcelona, Liverpool und Juventus Turin. Mit Freunden ans Spiel gehen, den Underdog unterstützen und gegen die Übermächtigen gewinnen. Dies wird wohl nicht mehr möglich sein, falls die European Super League wirklich startet. Der Fussball steht vor einer grossen Herausforderung. Viele Fans können sich bereits jetzt nicht mehr mit ihrem Herzensverein identifizieren.
Geldgier zerstört den Fussball
Viele Vereine hierzulande kämpfen aufgrund der Pandemie ums Überleben. Durch die leeren Stadien fehlen den Klubs wichtige Einnahmen. Die grossen Vereine aus den Top Ligen geben hunderte Millionen Franken für neue Spieler aus und beklagen sich darüber, dass man schwierige Zeiten erlebt. Lionel Messi soll beim FC Barcelona pro Tag rund 205’000 Euro verdienen, obwohl der Verein Schulden von über einer Milliarde hat. Die Klubbosse sind grösstenteils reiche Geschäftsmänner, die Traditionsvereine Spielbälle für ihr Vermögen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Geldblase platzen wird.
Support your Local Team
Bereits seit längerem gibt es den Begriff «Support your Local Team». Er ruft dazu auf, die lokalen Vereine mehr zu unterstützen und den Grossen nicht noch mehr Geld hinterher zuwerfen. Im Schweizer Fussball wurden bis anhin nur wenige Vereine von internationalen Geldgebern heimgesucht. Es bleibt zu hoffen, dass dies auch weiterhin so bleibt und die Vereine ihre regionalen Wurzeln nicht vergessen.
Die Werte gehen verloren
Ein volles Stadion, indem Zehntausende Fans begeistert die Vereinshymme singen wie beispielsweise die Kulthymme «You’ll never Walk Alone» im Liverpooler Anfield Stadion. Die Klubs predigen Wasser, trinken aber Wein. Und der ist noch dazu teuer. Die Fans wollen mit einbezogen werden und nicht zusehen, wie der Verein Alleingänge macht. Viele Anhänger, welche ihr letztes Hemd für ihren Herzensverein geben, werden den Gang in die European Super League wohl nicht mitmachen. Bereits vor Jahren haben Fans aus Manchester einen eigenen Klub gegründet und sich damit gegen die Kommerzialisierung gewandt. Es entstand der Football Club United of Manchester, der nach drei Aufstiegen mittlerweile in der siebthöchsten Liga Englands spielt. Für die Gründer steht der Erfolg nicht im Vordergrund. Gut möglich, dass dies nicht der einzige Verein bleibt, der von frustrierten Fans gegründet wird.
Konsequenzen und Drohungen
Der europäische Fussballverband UEFA und die internationale FIFA drohen den teilnehmenden Vereinen mit Sanktionen. Zum einen sollen die Gründungsvereine aus den laufenden europäischen Wettbewerben ausgeschlossen werden, zum anderen sollen sie auch nicht mehr an der nationalen Meisterschaft teilnehmen dürfen. Den Spielern der betroffenen Vereinen droht zudem der Ausschluss aus ihren jeweiligen Nationalmannschaften. Ob die Vereine trotz den drohenden Konsequenzen in den neuen Wettbewerb starten, werden wohl die Anwälte der beiden Parteien klären müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Nebengeräusche bald wieder verschwinden und der Fussball Thema Nummer eins wird.