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Das Höchste für Bergsteiger

In diesen Tagen wurde die Wandersaison im Himalaya eröffnet. Der Ostschweizer Bergsteiger Kari Kobler ist seit Jahrzehnten regelmässig im Himalaya Gebirge unterwegs. Bereits sechs mal stand er in einer Höhe von 8848 Meter über Meer auf dem höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest.

Das Himalaya Gebirge befindet sich in Nepal, an der Grenze zu China. Zwar ist der Mount Everest nicht die höchste Erhebung der Erde, jedoch der Berg, welcher am meisten Meter über Meer ist. Über 8’400 Menschen bestiegen ihn, mehr als 3’000 starben bei dem Versuch. In einer solchen Höhe Leichen zu bergen, ist oft sehr gefährlich und kraftraubend. Sie dienen deshalb tragischerweise als Wegweiser für die nächsten Bergsteiger. Solche Erlebnisse hat auch Karli Kobler gemacht: «Ein Teilnehmer, welcher die Besteigung ohne Sauerstoffflasche machen wollte, verstarb. Wir begruben ihn in einer Höhe von 8’000 Metern. Auf Wunsch seiner Freundin holten wir ihn zwei Jahre später in einer grossen Rettungsaktion ins Tal.»

Team wichtig

Trotz den, für Aussenstehenden, makaberen Methoden ist das Teambuilding für Kari Kobler das Wichtigste. «Vor allem am Mount Everest wollte ich die Personen immer vor dem Start sehen. […] Es ging nicht darum, ob sie gute Bergsteiger sind, sondern dass sie fähig sind in einer Gruppe zu sein.» Er habe eine Nase für Teamplayer entwickelt, sagte der 38-fache 8’000er Expeditionsführer. Für die Besteigung haben in dieser Saison bereits 466 Bergsteiger eine 11’000 Dollar teure Genehmigung erhalten, so viele wie noch nie!

Tourismus nicht nur positiv

Die Permits (Genehmigungen) bekommt man je länger je einfacher. Was aus Sicht von Kobler eine gute Entwicklung ist. Ebenfalls, dass sich eine gute Routine entwickelt hat. Mehr positives gibt es an der Touristisierung gemäss des Herbruggers aber nicht: «Vor allem auf der Südseite, der Nepal-Seite, entwickelt es sich durch die vielen Personen immer mehr zu einem Zirkus und die Regierung hat es nicht mehr im Griff. Zwischenzeitlich flogen mehre Hubschrauber ins Lager 2 auf 6’400 Meter, um Personen ins Tal zu fliegen. Ich will mir aber nicht anmassen, dies zu kritisieren, da es ihr Land ist.» Kari Kobler besteigt deshalb den Mount Everest nur noch von der Nordseite, der Seite der Tibeter.

Abfallberge im Himalaya

Den Titel «Die höchste Mülldeponie der Welt» steht dem Mount Everest schon seit langem zu. Jährlich besteigen mehrere tausend Bergsteiger den König der Achttausender. Die Massen verschwinden wieder, doch ihre zerrissenen Zelte, die leeren Gaskartuschen und verbrauchten Sauerstoffflaschen lassen sie im Himalaya Gebirge zurück. Der nepalesischen Regierung fehlen die Ansätze zur Lösung dieses Problems. Bei Kari Kobler sieht es anders aus: «Wenn du als professionelle Organisation, wie wir es bei Kobler und Partner sind, ist es in deinem Interesse dein Material auch wieder mit runter zu nehmen, denn beispielsweise eine Sauerstoffflasche kostet rund 500 Dollar.»

Erfahrung von über 100 7’000 Expeditionen und ca. 4’500 Nächte in einem Zelt hat Kari Kobler. Mit uns sprach er über Angst bei Touren und welche Routen er als nächstes plant.

Tobias Caflisch, 04.05.2023