Eine Fotofalle konnte zwei ausgewachsene Wölfe mit fünf Welpen im St.Galler Calfeisental festhalten. Schon letztes Jahr hatte das St.Galler Rudel vier Welpen. Während die Anzahl Wölfe in der Schweiz ständig wächst, steigt auch die Gefahr für die Menschen. Wie gefährlich ist das gefürchtete Wildtier für uns wirklich?
Nach seiner Ausrottung ist der Wolf seit Ende letzten Jahrhunderts wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Er hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet und kommt heute im ganzen Alpenbogen und in den Voralpen vor. «Einem Wolf zu begegnen ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich», sagt Simon Meier, Leiter vom Amt für Jagd und Fischerei Kanton St.Gallen. Er habe persönlich noch nie einen Wolf gesehen.
«Am besten geniesst man dieses seltene Erlebnis»
Wer tatsächlich einem Wolf begegnet, sollte zuerst ruhig bleiben. Simon Meier rät sogar dazu, den Moment zu geniessen. Gerade, weil er so selten vorkommt. Weiter sollte man umkehren und Distanz zum Wildtier schaffen. So kann man auf sich aufmerksam machen. Der Wolf entfernt sich normalerweise von alleine. Wölfe meiden nämlich Menschen. Beim Wandern oder Übernachten in der Wildnis ist vor allem wichtig, keinen Abfall und keine Essensreste liegen zu lassen. Sonst könnten sich die Wildtiere noch an die Menschen gewöhnen und den Abfall als Nahrungsquelle ansehen.
Kaum eine Gefahr für Menschen
Wölfe sind eigentlich ungefährlich für Menschen. Im Normalfall sind die Raubtiere sehr scheu. Sie ziehen sich zurück, sobald sie einen Menschen wittern. Laut Simon Meier gibt es weltweit kaum dokumentierte Übergriffe von Wölfen auf Menschen. Die Gefahr liegt viel mehr bei unseren Nutztieren. Es kommt immer wieder vor, dass einzelne Wölfe Schafe fressen. «Vor allem wo der Herdenschutz fehlt oder ungenügend ist, kommt es zu Schäden», betont Simon Meier.
Nicht mehr als ein bis zwei Rudel in St.Gallen
Die Wolfspopulation steigt konstant an. In der Schweiz gibt es bereits rund 25 Rudel. Im Kanton St.Gallen gib es seit letztem Jahr das Calfeisental-Rudel. Wie viele Wölfe kommen in Zukunft noch dazu? «Platz hätte es theoretisch noch viel», meint Simon Meier. «Die Frage ist aber, was die Bevölkerung zulässt.» Das Ziel sei aus seiner Sicht eine Population, die überlebensfähig ist. Immer unter Berücksichtigung, der Schäden, die die Wölfe im Lebensraum anrichten. Simon Meier schätzt, dass sich die Wolfspopulation im Kanton St.Gallen bei ein paar wenigen Rudeln einpendeln werde.
Ezra Bratt, 18.07.2023