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Einzelunternehmen boomen im Thurgau

Trotz Corona gehen die Handelsregistereinträge im Kanton Thurgau durch die Decke. Dies bestätigen die Zahlen des Amtes für Handelsregister und Zivilstandswesen. Laut Handelsregisterführer Philipp Mols  fehlt oftmals das Bewusstsein für das Risiko bei der Gründung.

Eine fortlaufende Steigerung der Handelsregistereinträge verzeichnet der Kanton Thurgau schon seit Längerem. Zwischen 2016-2019 gab es ein Wachstum von rund 5%. In der Periode 2019-2021 fällt das Wachstum mit 19 % fast vier Mal so hoch aus. Molls sieht unter anderem die Pandemie als Verstärker. «Wenn man die Statistiken anschaut, wird klar, dass die Pandemie einen Einfluss haben muss. Wir vermuten jedoch auch, dass die Leute sich neben dem Hauptberuf, sich ein weiteres Standbein aufbauen möchten.»

Philipp Molls, Handelsregisterführer, Quelle: Sandro Oertli, toxic.fm

Einzelunternehmen im Aufschwung

Zu den drei populärsten Rechtsformen im Kanton Thurgau gehören die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), die Aktiengesellschaft (AG) und das Einzelunternehmen. Das stärkste Wachstum findet sich bei den Einzelunternehmen. Im Zeitraum 2017-2021 ist die Zahl der Einzelunternehmen fast doppelt so schnell gewachsen, wie jene der AG oder GmbH. Mit rund 7‘000 Einträgen bleibt die GmbH jedoch weiterhin Spitzenreiter, gefolgt von AG und Einzelunternehmen.

Mehr Risikobereitschaft

Im Vergleich zu anderen Rechtsformen, trägt man bei der Einzelunternehmung das grösste Risiko. Die Haftung beschränkt sich nicht nur auf das Geschäftsvermögen, sondern beinhaltet auch das gesamte Privatvermögen. «Es gibt einzelne Unternehmer, die sich dem Risiko nicht bewusst sind», so Molls. Ein Eintrag ins Handelsregister sei laut dem Handelsregisterführer jedoch fast unumgänglich, insbesondere ausländische Geschäftspartner verlangten oft einen Nachweis.

Anstieg bei amtlichen Verfahren

Mit dem Anstieg der Handelsregistereinträge steigen auch die die Auflösungen,Löschungen und Mutationen.  Die Zahl der hängigen Verfahren hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt. Die zunehmende Komplexität der Fälle verlangsamten die Verarbeitung, berichtet das Amt für Handelsregister und Zivilstandswesen. Ein Ausbau des Amtes schliesst Molls nicht aus. «Falls sich dieser Trend fortsetzen sollte, sind wir natürlich auf personelle Ressourcen angewiesen.»

Sandro Oertli, 20.10.21