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Hypnose – Humbug oder Hilfe?

Bildquelle: toxic.fm / Kira Girolimetto

Der Schweizer Skirennfahrer Niels Hintermann liess sich vor der Abfahrt in Kvitfjell hypnotisieren. Und gewann prompt. Grund genug, einen Selbstversuch zu wagen.

Wenn man das Wort «Hypnose» hört, denkt man oft an Pendel, an dubiose Esoteriker und an Personen, die ihren eigenen Willen verlieren. Tatsache ist aber, dass selbst Spitzenathleten sich hypnotisieren lassen, um ihre Leistungsgrenze zu sprengen. Das hat mich dazu bewogen, es selbst zu versuchen. Wie läuft eine Hypnose ab? Was muss ich machen? Kann ich das überhaupt? Wobei kann es helfen? Werde ich einfach alles machen, was mir der Hypnotiseur sagt?

Start mit klärendem Gespräch

Ich mache mich also auf den Weg nach Goldach. In einer kleinen Praxis werde ich herzlich begrüsst. Das Behandlungszimmer ist sehr einfach eingerichtet: zwei Stühle, ein Salontisch und eine Liege. Die Hypnose startet mit einem Gespräch. Ich lasse mir erklären, wie die Sitzung abläuft, wie es sich anfühlen und was passieren wird. Nach dieser kurzen Sequenz geht es ans Eingemachte: Wo drück der Schuh? Was belastet mich? Meine Antworten geben dem Hypnotiseur Aufschluss darüber, wie die Behandlung abläuft. Alles in allem fühle ich mich dabei sehr wohl – auch wenn ich über meine tiefsten Gefühle spreche (oder eher: sprechen muss).

Tranceartiger Zustand

Nach dem Gespräch lege ich mich auf die Liege. Ich werde warm eingewickelt, es erklingen sanfte Meditationstöne. Und dann geht’s los: Der Hypnotiseur hilft mir, mich in einen tranceartigen Zustand zu versetzen. Dabei muss ich mich auf seine Fingerspitze konzentrieren, welche er mir vor mein Gesicht hält. Er zählt langsam von fünf runter, nähert sich mit seinem Finger meine Gesucht und sagt: „Wenn ich bei eins angekommen bin, schliesst du deine Augen.“ Dabei bin ich mit dem Kopf aber voll bei Sache und nehmen alles rund um mich herum wahr. Und tatsächlich: bei eins schliessen sich meine Augen. Er platziert Bilder in meinem Kopf und lässt mich am Strand in der Sonne entspannen. Und tatsächlich: Ich habe das Gefühl, als wäre im am Strand und spüre die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Und so entspanne ich mich immer weiter und gleite in mein Unterbewusstsein. Zu jeder Zeit habe ich meinen Körper im Griff – nichts also von der Mär, dass ich mich steuern lasse oder völlig willenlos daliege. Was ich hingegen verliere: Das Gefühl für die Zeit.

Wie beim Meditieren

Nach der Behandlung werde ich vom Hypnotiseur aus der Trance geholt. Dabei verwendet er das Gegenteil wie beim Eintauchen: Er zählt von eins auf fünf und „befiehlt“ mir, bei fünf wieder wache zu sein. Meine Augen sind dabei immer noch geschlossen, bis er bei fünf ist. Ich fühle mich erholt, entspannt. Von der Hypnose habe ich alles mitbekommen. Wir sprechen noch einmal kurz über die Sitzung. Danach werde ich freundliche verabschiedet und herausbegleitet. Meine erste Hypnose also. Es fühlte sich an, wie eine begleitete Meditation. Der Unterschied ist nicht sehr gross. Ob sich das angesprochene Problem löst, wird sich aber erst ein einiger Zeit zeigen. Jetzt erst einmal abwarten und das Erlebte sacken lassen.

Raphael Schläpfer, 22.02.2024