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Online-Spielsucht: Betroffener erzählt

Der Zugang zum Online-Casino ist kinderleicht und die Auswahl an verschiedenen Spielen praktisch unbegrenzt. Laut einer Studie von Sucht Schweiz und GREA hat sich die Anzahl der problematischen Spieler:innen während der Pandemie fast verdoppelt.  

Auf das Ergebnis der Studie hat Sucht Schweiz reagiert und die Kampagne «Spielen ohne Sucht» lanciert. An der ersten nationalen Kampagne haben sich alle Schweizer Kantone, sowie das Fürstentum Lichtenstein beteiligt. «Es soll die Spielenden dazu motivieren, über ihr eigenes Spielverhalten nachzudenken», sagt die Zuständige Dörte Petit von Sucht Schweiz. 

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Betroffener erzählt  

Lemon, wie wir ihn aus Persönlichkeitsschutzgründen nennen, ist mittlerweile 21 Jahre alt. Er hat während der Corona Pandemie mit Online-Glückspielen angefangen: «Ein Freund hat es mir gezeigt. Es sah lustig aus und ich dachte, warum probiere ich es nicht einfach selbst aus.» In einem «echten» Casino war Lemon selbst nie «das wäre mir zu aufwändig gewesen», sagt er. Ausserdem wohnt er alleine und kann beispielsweise am Sonntagmorgen direkt aus dem Bett spielen. 

Beträge und Verhalten verändern sich 

Da Lemon zu dieser Zeit nicht so viel verdient hat, war es für ihn schwierig grosse Beträge zu verspielen «trotzdem war es für mich viel Geld», berichtet er. «Diese Beträge haben sich, wie mein Verhalten aber schnell verändert.» Lemon erzählt, dass er zuerst nüchtern, später aber auch unter Einfluss von Drogen gespielt habe «das war der Punkt als es immer mehr geworden ist». Auch das soziale Umfeld hat unter der Spielsucht von Lemon gelitten. 

Bezug zum Geld verloren 

Mit dem Abschluss der Lehre hat der 21-jährige mehr Geld verdient und das brachte ihn dazu auch mehr einzusetzen. «Es hat ganz locker mit 50 Franken angefangen. Irgendwann kam aber der Punkt, an dem am 26. schon der ganze Lohn verspielt war», sagt Lemon. Wie viel er genau verspielt hat, kann er nicht sagen «es dürfte zwischen 20’000 bis 30’000 Franken sein». 

«Gewinn ist nicht gleich Gewinn» 

«Man muss beim Gewinn klar unterscheiden – gewonnen und ausgezahlt oder einfach nur gewonnen», sagt Lemon. Das meiste, was er laut eigener Aussage auf dem Spiel-Konto hatte, waren 17’000 Franken «davon habe ich aber nur 9000 Franken ausgezahlt». Oft war es der Fall, dass Lemon gespielt und hohe Beträge gewonnen hat. «Man denkt es geht noch mehr und noch mehr. Am Ende steht man aber in kürzester Zeit mit nichts da», erzählt der 21-jährige. 

Besser aber noch nicht gut 

Heute hat sich die Lage ein bisschen beruhigt, sagt Lemon: «Ich spiele mittlerweile nur noch, wenn ich auf Drogen bin und das ist selten der Fall.» Wenn es aber so ist, gibt es für den 21-jährigen kein Halten mehr «ich muss dann einfach einzahlen – ohne Wenn und Aber». Lemon sagt weiter, dass das Problem nicht unbedingt das Spielen, sondern die Drogen seien.  

Problem erkannt 

Das Geld ist dann irgendwann auch für lebensnotwendige Dinge, wie Essen und Rechnungen knapp geworden. Da hat Lemon gemerkt, dass er ein Problem hat. «Aus diesem Grund habe ich mir Hilfe von meinem Psychologen geholt», sagt er. Seit Lemon professionelle Hilfe hat, habe es sich gebessert. Er sagt dazu: «Online-Glücksspiele sind sehr heimtückisch. Es ist so einfach, unübersichtlich und das Geld geht zu schnell weg.» 

Im Rahmen der Kampagne «Spielen ohne Sucht» bietet Sucht Schweiz professionelle Hilfe an. Alle Informationen dazu findet ihr auf www.gambling-check.ch.  

Nico Eichwald, 28.02.2023