Der Markt für Elektrofahrzeuge explodiert förmlich: 2035 wird jedes zweite Auto elektrisch betrieben. Damit eine Umstellung auf die Elektromobilität gelingt, muss die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Mit dem neuen Pilotprojekt «E-Ladestationen im Quartier» will die Stadt St.Gallen ihren Teil für einen erfolgreichen Mobilitätswandel leisten. Mitbestimmen kann auch die Bevölkerung der Stadt.
Im Jahr 2010 gab es in der Stadt St.Gallen ein einziges Elektrofahrzeug. Elf Jahre Später sind es schon über 1‘100 Plugin-Hybride und Elektroautos im Stadtgebiet. Dieser enorme Wachstum ist keine Ausnahme. Schweizweit war letztes Jahr das Model 3 von Tesla das meist verkaufte Auto. Wie die Zahlen von Swiss eMobility zeigen, werden bis 2035 rund 95% der neu zugelassenen Fahrzeuge Steckerautos sein. Peter Jans, Stadtrat von St.Gallen und Direktor der technischen Betriebe, erklärt sich diesen Anstieg mit der wachsenden Modelvielfalt bei den Elektrofahrzeugen und die zunehmend bessere Reichweite der Batterien.
St.Gallen die Elektrostadt
Ein wichtiges Ziel des städtischen Energiekonzeptes ist die Förderung der Elektromobilität. Dies ist der Grundstein für das Pilotprojekt «E-Ladestationen im Quartier», welches im September 2021 gestartet wurde. Für das Projekt investiert der St.Galler Stadtrat 180‘000 Franken. «Wir sehen das die Elektromobilität in den letzten zwei bis drei Jahre sehr stark gestiegen ist. Wir rechnen damit, dass bis ins Jahr 2035 die Hälfte der Fahrzeuge elektrisch betrieben werden», erklärt Stadtrat Peter Jans. Diese Nachfrage solle nicht gebremst werden, weil es zu wenig Ladestationen hat. 2020 lancierten die Stadtwerke eine Ladelösung für Mehrfamilienhäuser. Ein grosser Teil der St.Galler nutzt jedoch die Erweiterten Blauen Zonen. Mit dem Pilotprojekt soll jetzt die Ausgangslage für eine öffentliche Ladeinfrastruktur geschaffen werden. «Wir wollen auch dem Bevölkerungsteil einen Umstieg auf die Elektromobilität ermöglichen, welcher nicht die Möglichkeit hat, das Fahrzeug Zuhause zu laden», so Jans. Das Team für die Umsetzung besteht unter anderem aus der Stadtpolizei, dem Tiefbaumt und den St.Galler Stadtwerken.
Für das Projekt wurden folgende Ziele definiert:
St.Gallen kann Mitbestimmen
Die Stadt St.Gallen hat insgesamt rund 6‘000 Parkplätze in der Erweiterten Blauen Zone. Ein internes Evaluationsverfahren definierte die sieben möglichen Standorte für die Ladestationen auf Probe. Entscheidend für das Auswahlverfahren waren unter anderem Faktoren wie technische Umsetzbarkeit und Platzverhältnisse. Aufgrund der Unfallgefahr wurden vor allem Orte gewählt, die sich an Böschungen oder Mauern befinden. Anwohner, welche in einem definierten Umkreis um die sieben möglichen Standorte wohnen, erhalten die Möglichkeit sich bis zum 6. Februar darüber zu äussern, ob sie eine potenzielle Ladestation nutzen würden. Es wurden insgesamt 2000 Briefe von der Stadt versendet mit den benötigen Informationen. Äussern können sich die Betroffenen unter www.stadtsg.ch/ladestation. Nach dem Auswahlverfahren werden an drei Standorten zwei Stationen aufgestellt und getestet. Die ersten Fahrzeug können dann Ende Juni 2022 in den Blauen Zonen geladen werden. Wie viele Ladestationen es zukünftig in der Stadt St.Gallen haben wird, hängt stark von den Erkenntnissen aus dem Projekt ab.