Ihr geht in den Club und holt euch einen Drink. Der DJ dreht die Musik richtig auf , alle gehen ab und ihr steht mitten in der Menge doof herum. Viele kennen diese Situation leider nur zu gut. Um solch ein Trauma kein weiteres Mal erleben zu müssen, bietet Cornelia Plüss Tanzkurse an. Kurse, an denen junge Erwachsene lernen, im Club «cool» zu sein. Ich selbst habe diese Tanzlektion besucht und ausprobiert, ob dieser Kurs hält was er verspricht.
Einen Tanzkurs hatte ich noch nie, doch in Zukunft sieht es vielleicht anders aus. Sandro Widrig, Redaktionskollege und Tanzpartner wider Willen und ich haben eine Tanzstunde mit Cornelia Plüss. Die Tanzlehrerin hat schon über 30 Jahre Erfahrung in ihrem Sport und leitet eine Tanzschule in Gossau. Ihr Fokus liegt beim Paartanz, egal welches Alter. Im Gespräch mit jungen Leuten merkt sich jedoch, dass es in der Tanzwelt eine andere Disziplin gibt, die Probleme bereitet: Tanzen im Club. Wie bewege ich mich alleine? Wie tanze ich jemanden an? Was kann ich kombinieren?
Discofox zum Aufwärmen
Die leidenschaftliche Tanzlehrerin mit braun-grauen Locken empfängt uns schon mit einem warmen Lächeln. Nach kurzem Smalltalk starten wir mit einem Klassiker. «Der meistgetantzte Tanz in der Schweiz», meint Cornelia, «ist der Discofox.» Ich lerne zuerst den Grundschritt für den geschlossenen Discofox. «Schritt, Schritt, Tap… Eins, zwei, Tap…» Das Rhythmusgefühl wird immer besser, an meiner Haltung muss ich jedoch arbeiten. Nach der Trockenübung konnten Sandro und ich unser Können unter Beweis stellen. Mit Korrekturen von Cornelia haben wir es tatsächlich geschafft. Und wie lange haben wir gebraucht? Nicht einmal 10 Minuten. Yes, wir haben den Discofox gelernt!
Clubbing like Cornelia
Coole Einführung. Aber jetzt kommen wir zum Eingemachten. Wie tanze ich alleine im Club? Cornelia selbst musste sich diese Frage nie stellen. Sie hört jedoch in ihrem Umfeld oft, dass Jugendliche damit zu kämpfen haben. «Weniger ist mehr, wie auch sonst im Leben», ist die Devise der 50-Jährigen. «Am Anfang muss man vielleicht schon übertrieben tanzen, um mit der Zeit auch mit kleinen Moves cool zu wirken,» erklärt sie. Cornelia zeigt uns eine Art von «Single-Variante» vom Discofox. Ich probiere ihren Groove zu kopieren. Als sie die Musik einschaltet, beginne ich es auch zu fühlen. Sandro hat ein paar Startschwierigkeiten, doch auch er kommt immer mehr in Tanzstimmung.
Das verspiegelte Tanzzimmer ist zwar kalt, doch mit dem Tanzen wird mir immer wärmer und wärmer. Wie gut wir auch probieren Cornelia nachzumachen, ihr gewisses Etwas können wir nicht imitieren. Trotz Übungsbedarf weiss ich aber jetzt, mit welchen Moves ich im Club auf der sicheren Seite bin.
Tanzfieber
Ich will aber mehr lernen. Wie kann ich jemanden mit meinen Tanzschritten beeindrucken? Ich konnte mich nicht mehr bremsen. Ich leg mir die Airtrack-Matte auf den Boden und lasse mir Tipps für den «Wurm» geben, die Wellenbewegung auf dem Boden. Von Bein bis Hüfte ist der Schwung vorhanden, doch ab da verschwindet die Bewegung. Die Tipps von Cornelia kann ich zwar nachvollziehen, aber nicht ganz umsetzten. Nach ein paar Versuchen stehe ich geschlagen und erschöpft wieder auf den Füssen. Gelungen ist er mir also nicht so ganz, doch ich weiss an was ich arbeiten muss. Wir machen weiter mit Moonwalk und Shuffle. Dinge, bei denen ich mir sicher bin, dass ich die kann. Doch die erfahrene Tanzlehrerin entdeckt typische Tanzfehler bei mir. Ich verbessere meine Amateur-Tanzschritte und Sandro lernt dazu. Für ihn, als damalig typischer «Fuessball-Bueb» sind Beinekreuzen und Drehungen besonders herausfordernd. Doch auch Sandro bringt sogar, dank genauer Anleitung von Cornelia, die «Arm Wave» hin – Wellenbewegung mit beiden Armen.
Flinkes Flirten
Am Ende der witzigen und lehrreichen Tanzlektion zeigt uns Cornelia wie man jemanden geschickt «antanzt». Kommunikation mit den Augen und nicht zu aufdringlich sein, sind ihre Kerntipps. Wir stellen eine Situation im Club nach. Cornelia zeigt uns wie man Sandro im Club aus der Reserve locken kann: Ein eleganter Schritt nach vorne in Kombination mit einer Wellenbewegung und intensivem Augenkontakt. Wir sind stark beeindruckt und auch mein Tanzpartner muss mit einem überraschten Lächeln zugeben, dass er geflasht war.
Langsam neigt sich die Tanzstunde dem Ende zu. Ich spüre, wie meine Muskeln langsam müde werden und mein Wissensspeicher gefüllt ist. Mit einem kräftigen Händedruck verabschieden wir uns von Cornelia Plüss und verlassen zufrieden das Industriegebäude. Lachend stellen wir bei der Rückfahrt fest, dass Tanzen im nüchternen Zustand doch etwas anderes ist als im Ausgang. Aber so einen Tanzkurs würden wir beide auf jeden Fall wieder machen!
Gehst du ab wie ein Meister oder bist du eher die Person, die nur mit dem Fuss wippt. Erkennst du dich wieder?