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Die SBB benötigen Nachwuchs im Führerstand

Rund 1’000 neue Lokführer brauchen die SBB in den nächsten Jahren. Es ist aber kein leichtes Unterfangen, es in die Ausbildung zu schaffen. Die Südostbahnen (SOB) dagegen müssen sich keine Sorgen um ihr Fahrpersonal machen.

Mangels Lokführern bieten die SBB bereits heute gewisse Verbindungen nur reduziert oder vorübergehend gar nicht an. Die COVID-19 Pandemie verlangsamt die Ausbildung und Schulung des Fahrpersonals. Ausbildungen im Führerstand dauern wegen Hygienemassnahmen gar doppelt so lange, sagen die SBB. Effektiv schaffen es pro Halbjahr 180 Personen in die Ausbildung. «Weil der Bedarf aber grösser wird», gibt SBB Mediensprecherin Ottavia Masserini bekannt, «starten diesen Herbst 250 Auszubildende.» Auch am Ostschweizer Standort Herisau werden Lokführer ausgebildet. Die Anforderungen für einen Ausbildungsplatz überschneiden sich grösstenteils mit denjenigen der SBB. Die Südostbahnen (SOB) haben aber eine komfortablere Situation: «Wir haben keinen Mangel an Lokführern», sagt Mediensprecher Christopher Hug.

Bewerbung ist nur der Anfang

Sowohl die SBB als auch die SOB setzen ein bestandenes Eignungsverfahren für die Ausbildung voraus. Dieses beinhaltet als erstes ein Interview, bei dem innerhalb kurzer Zeit Antworten auf Fragen gegeben werden müssen. Es geht darum, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen. Meistert man das Interview, kommt das Vorstellungsgespräch. Manuel Tresch, der vor zwei Monaten seine Ausbildung als Lokführer bei den SBB angetreten hat, hat alles bestanden.

Nichts für schwache Nerven

«Nach dem Vorstellungsgespräch haben wir direkt Bescheid bekommen, dass es nochmal weitergeht.» Zu den formellen Angelegenheiten gehören medizinische und psychische Eignungstests. «Urin muss abgegeben werden wegen allfälligem Drogenmissbrauch», sagt Tresch. Farbenblindheit sei unter anderem auch ein Killerkriterium. Ebenfalls wird die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit auf die Probe gestellt. Wer aber überall durchkommt, wird in die Ausbildung aufgenommen.

Manuel Tresch ist seit zwei Monaten bei den SBB in der Ausbildung zum Lokführer. Bildquelle: Instagram / mani_on_tour

Nach drei Wochen schon im Führerstand

Manuel Tresch absolviert seine Ausbildung am Standort Olten. «Die ersten drei Wochen waren mehrheitlich theoretisch und haben im Klassenzimmer stattgefunden», erklärt der Auszubildende. Danach sei man bereits ein erstes Mal als Mitfahrer im Führerstand dabei. Selbständig fahren dürfen die Lernenden aber erst nach bestandener Abschlussprüfung.

Die Länge der Ausbildung ist abhängig vom Standort und dauert im Fall von Tresch 18 Monate. Beispielsweise kommt es auf das Rollmaterial und die zur Verfügung stehenden Strecken an. «Wir am Standort Olten haben zusätzlich noch das Rayon von Aarau und Basel, wo wir ebenfalls ausgebildet werden. Deshalb dauert es hier etwas länger.»

Manuel Tresch wird, sofern er seine Ausbildung besteht, ab Januar 2022 auf Schweizer Schienen unterwegs sein.

Björn Gubser, 06.08.2020