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Aus Corona-Couchpotatos werden Shoppingqueens

Während die einen in Kurzarbeit geschickt werden, schieben die anderen Überstunden. Weil die meisten Geschäfte wegen COVID-19 vorläufig bis am 19. April geschlossen sind, boomen Onlineshops umso mehr. Die Mitarbeiter der Post haben so viel zu tun, dass sie selbst nicht zum Internetshopping kommen. 

«An einem normalen Tag verteile ich etwa 270 Pakete. Zur Zeit sind es über 400», erzählt Thomas Sennhauser, Postbote in der Region Uzwil, Wil und dem Toggenburg. Von Anfang März bis jetzt habe sich die Gesamtzahl fast verdoppelt. Da könne nicht einmal der Dezember mithalten. «Weihnachten ist die strengste Zeit. Im Durchschnitt haben wir da um die 11’000 Pakete pro Tag in unserer Region. Jetzt haben wir teils über 13’000», beschreibt Thomas die Umstände. Dennoch gebe es etwas Positives, denn zur Zeit seien fast alle zu Hause und die Pakete können entgegengenommen werden. Was die Postboten an Arbeit in den Beinen spüren, brummt den Hotline Mitarbeitern am Abend der Schädel.


Über 13’000 Pakete pro Tag kommen in die Region Uzwil, Wil und das Toggenburg. Quelle: zvg

Bis die Ohren klingeln

Der Kundendienst wird mit Anfragen überhäuft. Nadina Thomi, Kundenservicemitarbeiterin bei der Post, ist im Homeoffice und kümmert sich mit ihren Teamkollegen um 1300 Anrufe und etwa 300 E-Mails am Tag. «Gestern war der ganze Tag nur Hörer abheben, Hörer auflegen. Die häufigste Frage der Kunden ist, ob sie ihr Paket noch in ein bestimmtes Land schicken können», sagt die junge Mutter. Weil viele Flüge gecancelt wurden, könne die Sendung sehr verspätet kommen oder gar ausfallen. «Die Kunden reagieren jedoch sehr positiv, wenn man es ihnen erklärt. Sie verabschieden sich auch oft mit den Worten “Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf”, was schön ist», erzählt Nadina.


Mitarbeiter der Post tragen neu gelbe Leuchtwesten für bessere Erkennung. Quelle: zvg

Shoppen als Beschäftigung

Die Postboten arbeiten jetzt in fixen Teams. Falls ein Krankheitsfall auftaucht, würde es so nicht alle treffen. Neu tragen sie auch eine gelbe Weste, damit man sie besser erkenne und das Desinfektionsmittel sei ein treuer Begleiter. «Mit Mundschutz arbeiten wir nicht, vielleicht kommt das noch. Das Unterschreiben für die Zustellbestätigung erledigen wir jedoch schon für die Kunden», erzählt Thomas von den geänderten Massnahmen. Er selbst bestelle sich nichts online, versteht aber, wenn sich die Leute zu Hause langweilen und in einen Shoppingwahn verfallen. «Meiner Freundin habe ich aber jetzt das Onlineshopping verboten», schmunzelt Thomas.

Joëlle Virginie Maillart, 31.03.2020